Bereits vor 130 Jahren siedelte sich hier die chemische Industrie an - angezogen von den kostengünstigen Braunkohlevorkommen und Rohstoffen. Besondere Bedeutung erlangte Bitterfeld-Wolfen durch die Herstellung von Basischemikalien.
Auf der Grundlage von Chlor wurden weitere Produkte wie Pflanzenschutzmittel oder Farbstoffe entwickelt und neue Produktionslinien errichtet.
Tradition und Innovation in Bitterfeld-Wolfen
Die Geschichte des Chemiestandortes Bitterfeld-Wolfen ist geprägt vom Erfindergeist der Menschen. Seit 1893 erforschen und entwickeln hier Fachleute neue Produkte und effizientere Verfahren. Entdecken Sie einen Standort mit Tradition und interessanten Perspektiven.
Informationen zu den Meilensteinen der historischen Entwicklung des Chemiestandortes Bitterfeld-Wolfen finden Sie hier:
Unabhängig voneinander entschieden sich die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft (AEG), Chemische Fabrik Griesheim und Actiengesellschaft für Anilinfabrikation zu Berlin (AGFA) zur Gründung in der Region Bitterfeld-Wolfen.
Griesheim nimmt am 16. Oktober 1894 die erste Chloralkalielektrolyse in Betrieb. Es ist die erste technische Großanlage dieser Art mit 90 Griesheim-Zellen in Bitterfeld Süd.
Im November beginnt die Chloralkalielektrolyse der Elektrochemischen Werke zu produzieren. Auf Initiative Walther Rathenaus wurde die Produktionsanlage in Bitterfeld gebaut. Von 1894 – 1907 war Rathenau der Geschäftsführer der Elektrochemischen Werke.
1895 wurde die Farbenfabrik in Greppin errichtet. Die Farbenfabrik begann ihre Produktion mit einer Anlage zur Herstellung von Benzidin, einem Zwischenprodukt für den Farbstoff Rubin.
1898 fusionieren Griesheim und Elektron zur "Chemischen Fabrik Griesheim Elektron"
Ignatz Stroof (1838 – 1920)
1871 – 1899 Technischer Leiter der Chemischen Fabrik Griesheim
1915 wird in Bitterfeld das Kraftwerk Süd errichtet, um die Versorgung der Betriebe mit Strom gewährleisten zu können.
1916 wird der Aluminiumschmelzflusselektrolyse in Betrieb genommen.
Zur Schmelzbehandlung von Leichtmetall-Legierungen wird 1923 das Elrasal-Verfahren entwickelt.
Kraftwerk Süd
1925 wird die I.G. Farbenfabrik AG gegründet. Die Werke in Bitterfeld und Greppin gehören zur Betriebsgemeinschaft Mitteldeutschland mit Sitz in Bitterfeld.
Auf Basis des in Bitterfeld entwickelten nachchlorierten PVC wird 1934 in der Filmfabrik Wolfen die erste synthetische Kunstfaser der Welt hergestellt (Pe-Ce-Faser).
I.G. Farbenfabrik AG
1936 wird der erste Farbfilm der Welt in Wolfen hergestellt und die erste Produktionsanlage zur Herstellung von PVC startet in Bitterfeld. Die Filmfabrik Wolfen wird zum größten Zellstoffhersteller Europas.
1938 wird der erste Kunstharz-Ionenaustauschers (WOFATIT) in Wolfen produziert. Paul Robert Grießbach erkannte, dass sich aus den verschiedenen Varianten der Ausgangsstoffe für Kunstharz-Ionenaustauscher ständig neue Anwendungsgebiete ableiten lassen.
Ebenso wird in diesem Jahr der neue Werkstoffe Igurit, später Karbon, auf Basis von imprägnierten Elektrographit entwickelt.
Paul Robert Grießbach (1886 – 1970)
1939 Während des 2. Weltkrieges wurde die Produktion der Betriebe der I. G: Farben auf die Rüstungsindustrie umgestellt. Dies waren vor allem Grund- und Vorprodukte, wie Salpetersäure, Salzsäure, Zellulose, Kunstseide und Leichtmetalle. Schon kurz nach Kriegsbeginn wurden Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unterschiedlicher Nationalität als zusätzliche Arbeiter in den Betrieben eingesetzt.
Quelle: Kreismuseum Bitterfeld
Quelle: Kreismuseum Bitterfeld
Während des 2. Weltkrieges wird die Produktion auf Kriegsverhältnisse umgestellt.
1945 Das Kriegsende bedeutete zugleich das Ende der I.G. Farbenindustrie AG. In den einzelnen Besatzungszonen wurde die I.G.-Werke von den Besatzungsmächten kontrolliert und die Produktpalette vorgegeben.
1946 werden die Fabriken in die sowjetischen Aktiengesellschaften (SAG) "Kaustik" (Fabriken in Bitterfeld), "Kraska" (Farbenfabrik Wolfen) und "Photoplenka" (Filmfabrik Wolfen) überführt.
Reparationsleistungen an die Sowjetunion
1952 wird die SAG an die DDR übergeben und das VEB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld, des VEB Farbenfabrik Wolfen und des Film- und Chemiefaserwerk AGFA Wolfen gegründet.
1959 findet die erste Bitterfelder Konferenz unter der Losung: "Sozialistisch arbeiten, leben und lernen" im Kulturpalast "Wilhelm Pieck" statt.
1969 wird der VEB Chemiekombinat Bitterfeld (CKB) aus dem Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld und der Farbenfabrik Wolfen (Stammbetrieb) gegründet. Das CKB hatte 1989 insgesamt ca. 30.000 Beschäftigte, davon ca. 18.000 in Bitterfeld-Wolfen, die insgesamt ca. 4.500 Produkte mit einem Warenwert von ca. 5 Mrd. DDR-Mark produzierten.
Chemieprogramm der DDR mit dem Motto: "Die Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit"
1970 wird der VEB Fotochemisches Kombinat Wolfen mit dem VEB ORWO Filmfabrik als Stammwerk in Wolfen und den Kombinatsbetrieben gegründet. Etwa 15.000 Beschäftigte des Fotochemischen Kombinates Wolfen stellten 360 verschiedene Erzeugnisse in 1.800 Konfektionierungen her.
1975 wird ein umfangreiches Rationalisierungs-, Stabilisierungsund Modernisierungs-Programm zur Beseitigung von Unstabilitäten im CKB umgesetzt
Fotochemisches Kombinat
1982 wird die Chlor-IV-Anlage in Betrieb genommen.
1990 werden die Stammbetriebe in die Aktiengesellschaften Chemie AG Bitterfeld-Wolfen sowie Filmfabrik Wolfen übernommen und wirtschaftlich-rechtlich eingeflechtet.
Ebenso wird eine Regierungskommission zur Lösung ökologischer und ökonomischer Probleme im Raum Bitterfeld und Wolfen gegründet.
1990 konnte die neu gegründete Chemie AG nicht als Ganzes privatisiert werden. Daher wurde zur Erhaltung des Chemie-Standortes das Chemiepark-Konzept mit folgender Strategie entwickelt:
Chlor-IV-Anlage
1993/1994 gehen aus der Chemie AG hervor:
Am Standort der ehemaligen Filmfabrik Wolfen wird 1994 der Industriepark Wolfen-Thalheim gegründet.
1997 wird die ChemiePark Bitterfeld Wolfen GmbH mit dem Ziel der gemeinsamen Vermarktung und Entwicklung der beiden Standorte gegründet.
1997 Privatisierung der ChemiePark Bitterfeld Wolfen GmbH an die Unternehmensgruppe Spezialtechnik Dresden, die jedoch scheiterte.
Industriepark Wolfen-Thalheim
2001 findet eine erfolgreiche Zweitprivatisierung der ChemiePark Bitterfeld Wolfen GmbH an die Firmengruppe Preiss-Daimler statt.
Insgesamt wurden über 400 Maßnahmen mit einem Investitionsvolumen von 230 Millionen Euro, in der Zeit zwischen 2001 und 2008 bei laufendem Geschäftsbetrieb am Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen umgesetzt. Parallel dazu wurden noch 83 Millionen Euro für die Gebäudesanierung investiert.
Die extreme Hochwassersituation 2002 und die Flutung der Goitzsche haben erhebliche Auswirkungen auf den Investitionsablauf.
2003 wird begonnen Straßen-, Trinkwasser-, Brauchwasser- und Reinabwassernetze sowie der Schmutzwasserleitungen zu erneuern.
2004 findet der Aufbau von acht neuen Regenrückhaltebecken und die Errichtung eines modernen wasserwirtschaftlichen Informationssystems statt. Zur optimalen Versorgung der Unternehmen im Chemiepark wurden 2,2 Kilometer Rohrbrücken neu errichtet und 15,8 Kilometer saniert.
Ebenso findet eine Sanierung denkmalgeschützter Gebäude für die Nutzung als Büro- und Schulungsräume.
Sanierung und Modernisierung
2005 beginnen Modernisierungarbeiten von Dienstleistungs- und Industriegebäuden.
2006 wurden im gesamten Chemiepark Grünflächen angelegt und neue Bäume gepflanzt.
2012 haben sich auf einer Gesamtfläche von 1.200 Hektar, von denen noch 170 Hektar verfügbar sind, bisher rund 360 Unternehmen mit ca. 11.000 Arbeitsplätzen angesiedelt.
2013 erwirbt die GELSENWASSER AG 94 % der Geschäftsanteile an der P-D ChemiePark Bitterfeld Wolfen GmbH.
Patrice Heine, Dr. Michael Polk, Jürgen Preiss-Daimler, Henning Deters